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Kunst für Kinder. Illustrationen aus dem Umfeld der Kunstakademien in Düsseldorf und Dresden

Ein digitales Ausstellungs- und Lehrprojekt

Die Ausstellung war bis zum 31.12.2021 online zu sehen.

Das illustrierte Kinderbuch wurde früh als Medium der Kunstvermittlung begriffen. So schätze der bekannteste Kinderbuch-Illustrator des 19. Jahrhunderts, Ludwig Richter, die künstlerische Freiheit des Illustrierens und den Zugang zu neuen Publikumskreisen, den die Bücher eröffneten. Dieses Verständnis lebte im Kreis der Kunsterziehungsbewegung, auch der Berliner Sezessionisten um 1900 mit der Forderung nach einer Aufwertung der künstlerischen Qualität des Bilderbuchs auf und bleibt in dem von namenhaften Illustrator*innen des 20. Jahrhunderts postulierten Verständnisses des Bilderbuchs als „erstes Museum im Leben des Kindes“ präsent.

In diesem Sinne sind Beispiele illustrierter Kinderbücher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die im Umfeld der Kunstakademien in Düsseldorf und Dresden entstanden, Gegenstand des Ausstellungs- und Lehrprojekts „Kunst für Kinder“. Im Wintersemester 2020/21 und im Sommersemester 2021 bereiten Studierende der Studiengänge Kunstvermittlung und Kulturmanagement sowie der Kunstgeschichte im Kontext der digitalen Lehre eine online-Ausstellung zu historischen Kinderbuch-Illustrationen einschließlich des begleitenden Vermittlungsprogramms vor. 

Mitte des 19. Jahrhunderts florierten in Düsseldorf und Umgebung Verlage und Druckereien. In Zusammenarbeit mit diesen entstanden im Umfeld der Kunstakademie prächtige Illustrationen, farbige Lithografien, zarte Holz- oder Stahlstiche. Eine große Zahl dieser Bilder richtete sich auch an Kinder: ABC-Bücher, Märchenkompilationen, Fabeln, Sachbücher, Kinder-Almanache und anderes wurden mit teils hohem künstlerischen Anspruch gestaltet. Der Maler Gustav Süs beispielsweise fand in der Kinderliteratur sein hauptsächliches Tätigkeitsfeld und avancierte mit Otto Speckter in Hamburg zum beliebtesten Tier-Illustrator der Zeit. Der Maler Robert Reinick (von einem Freund als „die große Herzenswärmflasche“ charakterisiert) fand hier zu seiner Zweitbegabung, in der er sich nicht nur zum meistgelesenen, sondern auch zum am häufigsten vertonten Dichter seiner Generation entwickelte. Johann Baptist Sonderland wiederum fand ein Nebeneinkommen in der Sachbuch-Illustration für Kinder.

Die gemeinsame Arbeit an einem Werk entsprach dem Selbstverständnis der Düsseldorfer Malerschule und spiegelt sich in zahlreichen aufwändigen Buchprojekten, die bildende Künstler, Dichter und Komponisten gemeinsam umsetzten. In diesem Geist arbeitete auch ein Künstler-Kreis, der sich im Umfeld der Dresdener Akademie formierte, als die Maler Eduard Bendemann und Julius Hübner aus Düsseldorf dorthin berufen wurden, Hugo Bürkner als Leiter des Ateliers für Holzschneidekunst ebendort und Robert Reinick ihnen folgten. Auf dem Feld der Kinderbuch-Illustration entwickelte sich eine besonders produktive Zusammenarbeit mit der bereits ansässigen Künstlerschaft. Maßgeblich war die Teilnahme von Ludwig Richter, der bis heute bekannteste deutsche Kinderbuch-Illustrator des 19. Jahrhunderts. Richter erkannte früh die Möglichkeit, gerade in der Illustration für Kinderbücher frei künstlerisch zu arbeiten und weit über das übliche Publikum hinaus Betrachter für seine Kunst zu begeistern.

Die Ausstellung wird von der Deutschen Digitalen Bibliothek gehostet. Dank der Unterstützung aus dem Ad-hoc-Fördertopf der Bürgeruniversität an der HHU wird sie von einem digitalen Vermittlungsprogramm auf dem Blog der Bürgeruniversität begleitet.

Sie baut auf den digitalisierten Beständen der Düsseldorfer Malerschule in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf auf. Hinzu kommen Leihgaben aus Privatsammlungen, Sammlungen in Museen und Bibliotheken, darunter die Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die Historischen Sammlungen der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, die Kinderbuchsammlung der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Braunschweig, das Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg in Frankfurt am Main, die Hamburger Kunsthalle, Schloss Philippsruhe – Städtische Museen Hanau und das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck.

Für das Einsprechen von Textpassagen und das Einspielen von Liedern – darunter eine Ersteinspielung von Robert Schumanns „Ammenuhr“ – konnten Studierende und Mitglieder der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf und das Schauspielhaus Düsseldorf als Partner*innen gewonnen werden. Im Sinne der Inklusion sind alle vertonten Passagen in der Ausstellung auch als Text hinterlegt und somit auch Hörgeschädigten zugänglich.

Die Ausstellung begleitet ein digitales Vermittlungsprogramm: Blogeinträge und Podcasts werden bis Dezember 2021 hier publiziert.

 

2. Juni

„Kuratieren in der Corona-Zeit. ‚Kunst für Kinder’ – ein digitales Lehr- und Ausstellungsprojekt“. Mit diesem Blogbeitrag möchten wir euch unser Projekt zu historischen Kinderbuch-Illustrationen vorstellen, das im Spätsommer 2020 begann. Ein Beitrag von Azin Haghbin, Mara Janaschek, Nina Ryan Schingerlin, Dr. Anna Seidel.

 

28. Juni

„Kunst für Kinder“ – Willkommen in unserer Online-Ausstellung! In diesem Blogbeitrag laden wir zum Besuch unserer Ausstellung ein, die auf dem Server der Deutschen Digitalen Bibliothek heute online geht. Wir erzählen über die kuratorische Arbeit im Hintergrund und erklären den Aufbau der Ausstellung. Ein Beitrag von Azin Haghbin und Dr. Anna Seidel.

 

29. Juli
„Künste & Kinderbuch I“! Zu Robert Schumanns 165. Todestag veröffentlichen wir ein Video der Einspielung seiner „Ammen-Uhr“, die Nihal Azak (Sopran) und Nihan Ulutan (Klavier) von der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf für unsere Ausstellung aufnahmen! Schaut und hört in diesen Blogeintrag hinein! Ein Beitrag von Marie Jansen.

4. August
„Sammlungsarbeit – denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung I“! Mit diesem Blogeintrag zum Sammeln und Bewahren von Objekten eröffnen wir eine kleine Reihe zu den Aufgaben in Sammlungen – denn erst das Sammeln und Pflegen von Kinderbüchern wie in den Historischen Sammlungen der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf machten unsere Ausstellung möglich! Ein Beitrag von Sabine Merkens.

13. August
„Künste & Kinderbuch II“! Zur Eröffnung der Spielzeit 2021/22 am Düsseldorfer Schauspielhaus geben wir mit einem Blogeintrag Einblick in die Entstehung der Vertonung von Kinderbuchtexten für unsere Ausstellung durch Noëmi Krausz und Jonas Leonhardi aus dem Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses und des Jungen Schauspiels. Ein Beitrag von Nina Ryan Marie Schingerlin.

18. August
„Leben und Lernen I“! Zum neuen Schuljahr in Nordrhein-Westfahlen begrüßen wir alle Erstklässler und ihre Familien mit historischen und aktuellen ABC-Büchern in unserer Ausstellung und darüber hinaus! Was hat es mit deren Illustrationen auf sich? Lesen Sie hierzu auf unserem neusten BlogeintragEin Beitrag von Juliane Hoffmanns.
 

4. September
„Leben und Lernen II“! Bunte Bilder in Sachbüchern vermitteln kindlichen Leser:innen Kenntnisse der Natur – es findet sich „die ganze Welt im Bild dargestellt“. Wie aber vermitteln Museen und zum Beispiel unsere Grüne Schule im Botanischen Garten der HHU Natur an Kinder? Im Gespräch mit Dr. Gunnar Gad, Kustos des Naturkundemuseum der Stiftung Schloss und Park Benrath und Katrin Saran für die Grüne Schule erfuhren wir darüber mehr. Hören Sie unseren Podcast! Ein Beitrag von Jennifer-Melina Geier und Theresa Strebling.

15. September
„Künste & Kinderbuch III“! Theaterstücke für Kinder, gedruckt Mitte des 19. Jahrhunderts: Wie schauen Andreas Lachnit, Schauspieler und Kindertheater-Regisseur und Anne Blankenberg, Stellvertretende Direktorin im Theatermuseum Düsseldorf, heute auf diese Literatur und die Möglichkeiten des Kindertheaters? Hören Sie unseren Podcast zum Thema! Ein Beitrag von Angela Klitsch und Amanda Alice Rosengarth.

29. September
„Sammlungsarbeit – denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung II“! Dokumentieren, Erschließen, Digitalisieren – auch zu diesen Themen haben wir uns Gedanken gemacht. Lesen Sie die Fortsetzung unserer Reihe zu den Aufgaben in Sammlungen auf unserem BlogEin Beitrag von Azin Haghbin.

10. Oktober
„Sammlungsarbeit – denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung III“! Zum deutschlandweiten Tag der Restaurierung lesen Sie in unserem Blogbeitrag über das Restaurieren und Konservieren in Sammlungen. Denn was wäre das Sammeln ohne die Pflege der Objekte? Ein Beitrag von Clarissa Söhndel.

13. Oktober
„Künste & Kinderbuch IV“! Wie verstehen Theaterpädagogen und Theaterwissenschaftler die historischen Kindertheater-Bücher in unserer Ausstellung? Wir haben nachgefragt. Hören Sie unseren Podcast mit Wolfang Kramer, Theaterpädagoge am Jungen Theater Bonn und Annegret Montag vom Institut für Medien- und Kulturwissenschaft hier an der HHU! Ein Beitrag von Angela Klitsch und Amanda Alice Rosengarth.

20. Oktober
„Sammlungsarbeit – denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung IV“! Sammeln, Bewahren, Erschließen, Dokumentieren, Erforschen... viele Schritte, die im Hintergrund einer Sammlung nötige Routinearbeit sind. Aber erst mit dem Ausstellen treffen die Aufgaben in Sammlungen auf das Publikum. Über das Ausstellen im online-Format lesen Sie im aktuellen BlogeintragEin Beitrag von Mara Janaschek.

13. November
„Künste & Kinderbuch V!“ Heute öffnen Kupferstichkabinette zum Tag der Graphik im ganzen Land Türen und Schränke und laden alle ein, sich von den Kostbarkeiten auf Papier und von der notwendigen Arbeit im Hintergrund erster Hand ein Bild zu machen. Unsere Ausstellung zeigt fast 200 Grafiken und Zeichnungen: Wie versteht eine Wissenschaftlerin aus dem Museum diese Bilder? Und wie sieht sie ein Kinderbuch-Illustrator? Hören Sie hierzu unseren Podcast mit Dr. Anna Schütz vom Museum Kunstpalast, die mit uns ihre Expertise zum Bild-Text-Verhältnis teilt und Sebastian Meschenmoser, Illustrator. Ein Beitrag von Jennifer-Melina Geier und Theresa Strebling.

19. November
„Leben und Lernen III“! Heute, am deutschlandweiten Vorlesetag, können Kinder sich allerorten vorlesen lassen –  bei uns gibt es dazu: Zucker und Kakao! Zwei ganz unterschiedliche Expertinnen warfen einen Blick auf unsere historischen Exponate und ließen sich fragen: Was wurde den Kindern da eigentlich in Bild und Text vermittelt? Apl. Prof. Dr. Margrit Schulte Beerbühl vom Institut für Geschichtswissenschaften an der HHU teilt ihr Spezialistinnen-Wissen zu süßen Sachen und die Germanistin Alina Berend, Doktorandin an der Universität Duisburg-Essen, blickt mit großer Kenntnis alter Bilderbücher in unsere Ausstellung. Ein Beitrag von Anne Schulz-Ayecke und Per Ole Leopold Jörling.

24. Dezember
Wehmut oder Erleichterung? Bevor unsere Ausstellung am 31.12.2021 endet, ein letzter Blogeintrag zum Abschied. Ein Beitrag von Dr. Anna Seidel.


Projektleiterin:
Dr. Anna Seidel

Projektlaufzeit:
August 2020 – Dezember 2021

Gefördet durch:

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